Psychische Erschöpfung bei Eltern
Erschöpfte Eltern – Vom Spagat zwischen den Erwartungen und der Realität
Eltern zu werden, ein oder mehrere Kinder zu haben und auf dem Weg des Erwachsenwerdens zu begleiten, zählt zu den existenziellen Erfahrungen im Menschenleben. Kinder lehren uns, die Welt noch einmal mit ganz anderen Augen zu sehen. Wertigkeiten im eigenen Leben verändern sich.
Der Alltag mit Kindern ist oft auch eine große Herausforderung, Belastung und mit viel Stress verbunden.
Mütter und Väter sehen sich mit hohen Erwartungen konfrontiert. Dazu kommen eigen Ansprüche an sich selbst auf Grund verinnerlichter Rollen.
Frauen sollen oder wollen erfolgreich im Beruf sein, gute Kolleginnen, gute Ehe- und Hausfrauen, gute Partnerinnen, Töchter oder Schwiegertöchter sein und sich persönlich weiterentwickeln.
Auch bei Männern sehen die Erwartungen nicht viel besser aus. Oftmals sind die Anforderungen und die Erwartungen höchst widersprüchlich. Sie sollen „neue“ Männer sein, die kommunikativ, einfühlsam, familienorientiert sind und ihre Frauen als gleichberechtigte Partnerinnen unterstützen, sich den Haushalt und Kinderbetreuungsaufgaben mit der Frau teilen, zugleich aber auch beruflich präsent und wirtschaftlich erfolgreich sein.
Die Ausgestaltung der Rollen wird zu einem persönlichen Aushandlungsprozess zwischen den Familienmitgliedern. Sie ist eingebettet in gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die die jeweiligen Möglichkeiten (mit-)bestimmen. Sind die Kinder auf der Welt, bestimmen meist wirtschaftliche Erwägungen, wer in welchem Umfang seine Erwerbstätigkeit reduziert. Oftmals sind es die Frauen, die – solange die Kinder noch klein sind – in Teilzeit arbeiten gehen oder gar nicht berufstätig sind.
Die Versorgung und Betreuung der Kinder nimmt viel Zeit in Anspruch und lässt sich nicht immer mit den anderen Anforderungen des Alltags vereinbaren. Mögliche Ursachen für Elternstress sind eine hohe berufliche Belastung, unzureichende Unterstützung im sozialen Umfeld, gesellschaftlicher Druck sowie unrealistische Erwartungen an die eigene Rolle als Elternteil. Die ständige Verfügbarkeit durch digitale Medien verschärft die Situation zusätzlich. Viele Eltern kennen das Gefühl „am Limit“ zu sein. Erschöpfung einerseits, Scham und schlechte Gewissen andererseits machen es schwer, weiterhin die Anforderungen zu erfüllen und dennoch liebevoll mit den Kindern umzugehen.
Hält der Zustand der Erschöpfung und Überlastung in der Elternrolle an, spricht man von einem Eltern-Burnout.
Burnout bei Eltern – Wie zeigt sich dieser?
Psychische Erschöpfung von Eltern ist keine Seltenheit. Immer mehr Eltern leiden darunter. Es fehlt die Unterstützung wie sie früher in Großfamilien möglich war. Das ist nicht Ihre Schuld, aber Sie tragen die Verantwortung auch für Ihre eigene Gesundheit. Passen Sie gut auf sich auf! Nur dann können Sie auch gut für Ihr Kind sorgen. Denn: Ein Burnout kann sich seelisch, geistig und auch körperlich zeigen durch: Emotionale Erschöpfung, Reizbarkeit, Gefühl der Überforderung, Nachlassen von Gedächtnis und Konzentration, Schlafstörungen, Kopf- und/oder Rückenschmerzen, evtl. auch Depressionen oder Angststörungen… im schlimmsten Fall kommt es auch zu Vernachlässigung oder Gewalt gegenüber den Kindern oder der Partner*in.
Der Burnout von Eltern zeigt sich in verschiedenen Dimensionen:
1. Dimension: Erschöpfung
· Sie fühlen sich über einen längeren Zeitraum in der Elternrolle körperlich und seelisch erschöpft und wie ausgelaugt?
· Es fühlt sich wie ein Dauerzustand von Energielosigkeit an?
2. Dimension: Emotionale Distanz oder Rückzug
· Sie ziehen sich von ihrem Kind zurück?
· Ihnen fehlt die Kraft, um etwas gemeinsam mit ihrem Kind zu unternehmen?
· Sie können Ihrem Kind immer weniger Liebe und Zuneigung zeigen?
3. Dimension: Überforderung und fehlende Erfüllung
· Elternsein erfüllt Sie nicht mehr?
· Sie ertragen die Elternrolle kaum noch?
· Sie fühlen sich mit dem Kind überfordert?
· Sie können die Zeit mit dem Kind immer weniger genießen?
· Sie fühlen sich schlecht aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen wie eine Mutter oder ein Vater sein soll?
4. Dimension: Kontrast zum früheren Elternselbst
· Das Bild, wie Sie einmal als Eltern sein wollten, entspricht nicht mehr der Realität?
· Sie empfinden deshalb Scham- und Schuldgefühle, Trauer oder Wut?
· Sie erleben sich als Elternteil so, wie Sie eigentlich nie sein wollten?
Werden Sie rechtzeitig aktiv, um sich und Ihre Familie zu schützen. Niemandem ist damit gedient, wenn ein Elternteil „ausbrennt“. Passen Sie daher auf sich und auch Ihre/n Partner/in auf und sorgen gezielt für Erholungsphasen. Bemerken Sie eine akute Krise, holen Sie sich Unterstützung und professionelle Hilfe: Familienzentren, Familienstützpunkte oder auch die Erziehungsberatungsstellen sind hier gute Ansprechpartner. Im akuten Krisenfall können Sie sich auch direkt an den Sozialdienst vom Jugendamt wenden. Ihre Hausarztpraxis kann Ihnen auch helfen, beispielsweise eine Mutter-Kind-Kur zu bekommen oder auch therapeutische Hilfe.
Was können Sie selbst tun, damit es gar nicht erst zu einem Burnout kommt?
Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, immer perfekt sein zu müssen. Kein Mensch ist perfekt und keine Familie ist permanent glücklich.
Nehmen Sie die Angebote unserer Familienstützpunkte als Orte der Beratung, aber auch als Orte der Begegnung und des Austauschs mit anderen Eltern wahr. Sie werden sehen, Sie sind nicht allein mit Ihrem Erleben und Ihren Problemen.
Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle, Bedürfnisse und Sorgen, nehmen Sie diese ernst. Nur wenn Sie auch für sich selbst Sorge tragen, können Sie auch gut für Ihr Kind und Ihre Familie sorgen. Auch die Paarbeziehung braucht Offenheit, Authentizität und Einfühlungsvermögen.
Bewerten Sie, welchen Erholungswert Ihre Freizeitaktivitäten für Sie haben? Wonach fühlen Sie sich am besten erholt, entspannt und ausgeglichen? Finden Sie Ihre persönlichen Kraftquellen und nehmen sich die Zeit für diese.
Entlasten Sie den Alltag durch Rituale. Sie geben Struktur und Sicherheit, die Ihnen und Ihrem Kind helfen.
Planen Sie aktiv Ruhephasen und Pausen ein. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit und achten bewusst auch auf Ihre Bedürfnisse.
Verzichten Sie auch zeitweise einmal bewusst auf digitale Medien. Sie sind oft zusätzliche Stressoren und können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Bewegungsmangel ist nur eine der möglichen Folgen.
Lassen Sie sich inspirieren: Welche Tipps und Strategien haben andere? Was hilft mir?
Teilen Sie die Betreuungszeiten auf. Sie müssen nicht alles gemeinsam mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin machen. Trauen Sie dies auch Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zu!
Suchen Sie nach den schönen Momenten am Tag? Vielleicht halten Sie diese fest? Ein Tagebuch der kleinen Glücksmomente? Als Einschlafritual mit dem Kind die schönen Dinge des Tages aufzählen?
Nehmen Sie sich bewusst auch eine kleine Auszeit von den Kindern und Zeit für sich als Paar. Schauen Sie, wer Sie unterstützen kann, um auch einmal Zeit für Ihre Paarbeziehung zu haben. Vielleicht können die Großeltern nach dem Kind schauen und Sie haben ein „Date“ mit ihrem Partner im Hotel? Einmal gezielt den eigenen Haushalt verlassen, um gar nicht in Versuchung zu kommen, die Wäsche zu waschen?
Bauen Sie sich ein soziales Netzwerk auf und unterstützen Sie sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung. Kinder brauchen Kinder als Spielkameraden, Eltern auch einmal Entlastung.
Resilienz, also Widerstandskraft ist erlernbar. Sie können aktiv etwas für sich tun.
Die Sehnsucht nach einer perfekten kleinen Familie, das Bestreben beruflich erfolgreich zu sein führen zu einem inneren Druck, der vielen Menschen noch zusätzlich belastet. Ein bewusster und selbstsorgender Umgang mit der erwerbsfreien Zeit findet kaum mehr statt. Freizeit als Eigenzeit und auch als Zeit für Zweisamkeit erfordert ein gutes soziales Netzwerk und auch eine bewusste Planung und einen sorgsamen Umgang mit sich selbst und dem Partner oder der Partnerin. Gönnen Sie sich auch einmal eine Auszeit, nutzen Sie die Angebote der Familienbildung, um sich auszutauschen und sich Kompetenzen anzueignen, die Ihren Familienalltag, die Kindererziehung oder die Selbstsorge als Elternteil erleichtern. Und ganz wichtig: Sie sind keine schlechten Eltern, wenn Sie sich ausgebrannt fühlen.Psychische Erschöpfung, oft als Burnout bezeichnet, ist ein wachsendes Problem bei Erwachsenen und insbesondere bei Eltern. Sie entsteht durch anhaltenden Stress, übermäßige Anforderungen im Berufs- und Privatleben sowie das Fehlen von Erholungsphasen. Eltern stehen häufig unter zusätzlichem Druck, da sie neben beruflichen Verpflichtungen auch die Verantwortung für die Betreuung, Erziehung und Versorgung ihrer Kinder tragen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören emotionale Erschöpfung, Reizbarkeit, Schlafstörungen, ein Gefühl der Überforderung und das Nachlassen kognitiver Fähigkeiten wie Konzentration und Gedächtnis. Oft kommen auch körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen hinzu. Langfristig kann dieser Zustand zu ernsthaften psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen.
Die Ursachen sind vielfältig: Hohe berufliche Belastung, unzureichende Unterstützung im sozialen Umfeld, gesellschaftlicher Druck sowie unrealistische Erwartungen an die eigene Rolle als Elternteil. Die ständige Verfügbarkeit durch digitale Medien verschärft die Situation zusätzlich.
Zur Vorbeugung und Behandlung sind der Aufbau eines stabilen sozialen Netzwerks, regelmäßige Erholungszeiten und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, essenziell. Auch psychologische Beratung oder Therapien können Betroffenen helfen, mit den Anforderungen des Alltags besser umzugehen und ihre psychische Gesundheit wiederherzustellen.
Das Bewusstsein für die Problematik muss in der Gesellschaft wachsen, damit Betroffene frühzeitig Hilfe suchen und erhalten können.